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Europäischer Stationenweg in Kiel

Tor zur Reformation

19.04.2017 | Drei Meter ragen die Holzstreben in Kiels Fußgängerzone in den Himmel: Seit heute steht auf dem Asmus-Bremer-Platz das Tor zur Reformation. Es zieht die Blicke der Passanten auf sich, die es wahlweise durchschreiten oder sich auf zwei Bänken unter dem Torbogen bequem hinsetzen können. In erster Linie aber wirbt die Holzkonstruktion für den Europäischen Stationenweg. Dieses internationale Projekt der Evangelischen Kirchen zum Jubiläum "500 Jahre Reformation" ist vom 28. bis 30. April in Kiel zu Gast.

Wilko Teifke (Kirchenkreis Altholstein) und Daniel Mourkojannis (Nordkirche) hoffen, dass das Tor in der Kieler Fußgängerzone Lust auf den Europäischen Stationenweg macht (v. l.

Hinter dem europäischen Stationenweg verbirgt sich ein Megatruck, der seit vergangenem Herbst durch Europa tourt. Durch 19 Länder fährt er, in 67 Städten hält er an. Kiel ist seine einzige Station in der Nordkirche. Der Truck bringt Geschichten rund um die Reformation damals und heute mit, aus den Städten, die er bereits besucht hat und zeigt darüber hinaus neue Geschichten aus Kiel. Darauf freut sich Dr. Daniel Mourkojannis schon sehr. Der Leiter der Arbeitsstelle für das Reformationsjubiläum der Nordkirche hat das Geschichtenmobil in die Landeshauptstadt geholt.

Zusammen mit dem Kieler Propst Thomas Lienau-Becker wird er am Freitagnachmittag, 28. April, den 16 Meter langen Truck samt seinem Team auf dem Rathausplatz willkommen heißen. Um 19 Uhr wird dann der Europäischen Stationenweg in der Marktkirche St. Nikolai offiziell eröffnet. Bei dieser öffentlichen Veranstaltung lesen Schauspieler aus Briefwechseln zwischen Martin Luther und verschiedenen Kieler Akteuren anno 1528. Der Kieler Kirchengeschichtler Prof. Dr. Dr. Johannes Schilling bettet diese Auseinandersetzung vor 500 Jahren theologisch ein. Großer Tag des Europäischen Stationenwegs ist der Sonnabend, 29. April. Um 10 Uhr öffnet der Truck auf dem Rathausmarkt seine Türen.

An Bildschirmen und Multimediastationen erleben die Besucher dann bis 18 Uhr die Erzählungen rund um die Reformation: Persönliches, Aktuelles und Historisches. Dafür ist eigens auch eine aufwendige TV-Dokumentation über die historische Gestalt Melchior Hoffman produziert worden. Zu Reformationszeiten sorgte der selbsternannte Laienprediger in Kiel mit seinen radikalen Ansichten für ziemlichen Aufruhr. "In unserer Stadt ist die Reformation alles andere als gradlinig verlaufen. Seit Melchior Hoffmann ging es immer wieder darum, welche Prioritäten gesetzt werden sollen", erklärt Daniel Mourkojannis von der Arbeitsstelle für das Reformationsjubiläum der Nordkirche.

Daraus entstanden ist das Motto des Tages: Was zählt wie viel? "Eine Frage, die sich jeder mindestens einmal in seinem Leben stellt", findet Mourkojannis. Rund um den Medientruck gibt es ein buntes Rahmenprogramm. So lädt um 11 Uhr der Historiker Uwe Trautsch zur Stadtführung "Freiheitsimpulse" zu den Kieler Orten der Reformation ein. Treffpunkt ist das Tor zur Reformation auf dem Asmus-Bremer-Platz. Am frühen Nachmittag gibt die angesagte Musikerin Miriam Buthmann mit ihrer Band ein Konzert auf dem Rathausplatz - mitsingen erlaubt. Auch die Poetry-Slammerin Lena Iwersen hat ihren Auftritt. Hoher Besuch dann um 16 Uhr am Truck des Europäischen Stationenwegs: Asmus Bremer und sin Fru Dorothea Catharina haben extra den Wecker gestellt, weil sich die beiden Stadtoriginale dieses Ereignis nicht entgehen lassen möchten. Für geladene Gäste schließt sich um 18 Uhr ein Empfang der Landeshauptstadt Kiel, des Kirchenkreises Altholstein und der Arbeitsstelle Reformationsjubiläum der Nordkirche im Ratssaal an.

Am Sonntag heißt es dann schon wieder Abschied nehmen vom Europäischen Stationenweg. Im Partnerschaftsgottesdienst um 10 Uhr in der St. Nikolaikirche verabschiedet Propst Thomas Lienau-Becker das Team. Ein überaus passender Rahmen, wie er findet: "Der Stationenweg macht deutlich, dass die Reformation nicht nur ein deutsches Phänomen war. Sie hat ganz Europa verändert. Im Gottesdienst weiten wir die Perspektive noch einmal und feiern unsere Partnerschaft mit den Christinnen und Christen in Tansania, im dortigen Kirchenkreis Ost-Kilimanjaro." Im Anschluss fährt der Megatruck weiter zu seiner nächsten Station Lemgo in Westfalen. Seine Fahrt endet dann nach 25.000 Kilometern quer durch Europa in der Lutherstadt Wittenberg. Ab Ende Mai präsentiert er dort alle gesammelten Geschichten und Erlebnisse auf der Weltausstellung Reformation.