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Wanderausstellung „…von gar nicht abschätzbarer Bedeutung“

Zweite Auflage des Katalogs zur Ausstellung erschienen

04.08.2017 | Der umfangreiche Begleitband zur Ausstellung des Frauenwerks der Nordkirche „,…von gar nicht abschätzbarer Bedeutung‘ Frauen schreiben Reformationsgeschichte“ war so schnell vergriffen, dass die Lutherische Verlagsgesellschaft bereits die zweite Auflage herausgegeben hat.

Sie waren Vorkämpferinnen der Reformation im Norden, auf sie geht die diakonische Idee zurück, sie haben in Indien missioniert, sich aktiv gegen die Nationalsozialisten gestellt, politische Kampagnen ins Leben gerufen und erfolgreich für die Frauenordination gestritten. Frauen haben die Geschichte der Nordkirche reformatorisch geprägt. Die Ausstellung des Frauenwerks der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland „…von gar nicht abschätzbarer Bedeutung“ zeigt die Geschichte der Reformation aus einer weiblichen Perspektive.

In Kooperation mit der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek und der Frauenarbeit in den Kirchenkreisen der Nordkirche ist eine Wanderausstellung entstanden, die Frauen-Biografien aus fünf Jahrhunderten seit der Reformation vorstellt. Aktuell ist sie bis zum 9. September im St. Petri Dom in Schleswig zu sehen. Anschließend werden die Lichtkörperinstallationen mit Texten und Bildern noch bis Anfang November im Greifswalder Dom St. Nikolai ausgestellt. Feierliche Finissage ist hier am 8. Oktober 2017.

Werk vieler Freiwilliger

Freiwillige aus allen 13 Kirchenkreisen der Nordkirche haben dafür Lebensläufe engagierter Frauen zusammengetragen und recherchiert. Biografien von „etwa 60 reformatorisch wirksamen Frauen wurden in den vergangenen eineinhalb Jahren allein im norddeutschen Raum aus Archiven, Kirchenbüchern und persönlichen Erinnerungen ausgegraben,“ sagte die Leiterin des Frauenwerks Ulrike Koertge zur Eröffnung. 18 davon wurden für die Ausstellung ausgewählt. Fast noch einmal so viele Lebensgeschichten erzählen die Autor_innen im dazu gehörenden Katalog. „Ein Ereignis von gar nicht abschätzbarer Bedeutung“ titelte die Illustrierte „Quick“ als Elisabeth Haseloff 1959 die erste evangelisch-lutherische Pastorin Deutschlands wurde.

Das Buch rückt neben weiteren bekannten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts wie Dorothee Sölle oder Ada Ehmler, der Initiatorin des Südafrika-Boykotts etwa, Frauen wie Wibe Junge ins Licht. 1524 in den Anfängen der Reformation versuchte die Regententochter in Dithmarschen, die Hinrichtung des Reformators Heinrich Zütphen zu verhindern. Zwar vergeblich, doch acht Jahre später setzte sich die Reformation hier durch Schirmherrin Bischöfin i. R. Maria Jepsen formuliert die Botschaft des Ausstellungsprojekts: „Eine vergessene Geschichte wird langsam aufgedeckt.

Spuren finden trotz Zerstörung

Auch wenn viele Biografien und Zeugnisse der Frauen ignoriert und zerstört wurden - wie schon in biblischer und kirchengeschichtlicher Zeit vorher - so lassen sich heute doch noch Spuren finden von dem, was Frauen im privaten und öffentlichen Leben bewirkt haben.“ Sich auf die Spurensuche nach Reformatorinnen zu begeben, darin sieht die Frauenarbeit der Nordkirche ihre Aufgabe, schreibt Frauenwerksleiterin Ulrike Koertge im Vorwort zum Katalog. Denn Reformation, so Pastorin Koertge, beschränkt sich nicht allein auf die Zeit des 16. Jahrhunderts.

„Eine reformatorische Kirche ist eine sich stets erneuernde Kirche, weil sie die aktuellen Fragen der Zeit reflektiert und darauf reagiert.“ Ganz wie Südafrika-Aktivistin Ada Ehmler ihr Engagement für eine lebenswerte Zukunft treffend in Worte gefasst hat: „Ich will versuchen, das Heute so zu gestalten, dass ich auch morgen noch damit leben kann.“ Der Begleitband zur Ausstellung „,…von gar nicht abschätzbarer Bedeutung‘ Frauen schreiben Reformationsgeschichte“ ist bei der Lutherischen Verlagsgesellschaft Kiel erschienen. Er hat 208 Seiten und kostet 15 Euro.