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Doppelveranstaltung zum evangelischen Pfarrhaus in der Kieler St. Nikolai Kirche

„Das Pfarrhaus bildet heute die ganze Bandbreite der Gesellschaft ab“

26.07.2016 | Die Arbeitsstelle Reformationsjubiläum 2017, der Evangelische Kirchenkreis Altholstein und des Landeskirchenamt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) hatte zu einer Doppelveranstaltung zum evangelischen Pfarrhaus in die Kieler St. Nikolai-Kirche eingeladen.

Prof. Dr. Dr. Johannes Schilling

Die Veranstalter nährten sich dem Thema auf zwei Wegen: zum einen mit der Ausstellungseröffnung ‚Leben nach Luther‘ und zum anderen mit einer Lesung in der Kulturreihe des Landeskirchenamtes amtsKULTUR. Cord Aschenbrenner, Georg Dehio-Preisträgers 2016, las aus seinem Familien-Epos ‚Das evangelische Pfarrhaus‘ über die Pastorendynastie Hoerschelmann.

Die vom Deutschen Historischen Museum konzipierte Ausstellung ‚Leben nach Luther‘ zeigt die Kulturgeschichte des evangelischen Pfarrhauses. Sie wurde im Rahmen des kommenden Reformationsjubiläum 2017 entwickelt und tourt als Wanderausstellung seit 2013 durch die Landeskirchen. Damals wie heute sei es um die Frage nach der richtigen Zuordnung von Individualität und Gemeinschaft, um Selbst- und Fremdbestimmung, um die richtigen Konzepte von Nachbarschaft, Freundschaft und Nächstenliebe gegangen, erläuterte Dr. Daniel Mourkojannis, Leiter der Arbeitsstelle Reformationsjubiläum 2017 der Nordkirche.

„Pfarrhäuser sind in ihrer Geschichte immer wieder zum Zufluchtsort geworden: für Verfolgte, für Querdenker, für unpopuläre Ideen und unbequeme Wahrheiten“, sagte Bischof Gothart Magaard (Sprengel Schleswig und Holstein) in seinem Grußwort. „Das Pfarrhaus wurde zum Motor zahlreicher theologischer, sozialer und kultureller sowie technischer Innnovationen“, so der Kieler Kirchengeschichtsprofessor Dr. Dr. Johannes Schilling in seinem Festvortrag zur Ausstellungseröffnung. Besonders bemerkenswert sei an der Ausstellung, dass ein erkennbarer Schwerpunkt auf Objekten aus dem Bereich der Nordkirche liege. Für den Historiker und Journalisten Cord Aschenbrenner war die für ihn ‚ungerechte‘ Pfarrhausdarstellung im Film ‚Das weiße Band‘ von Michael Haneke Motivation ein anderes Bild in seinem Buch ‚Das evangelische Pfarrhaus‘ zu vermitteln.

Die deutsch-baltische Pastorenfamilie Hoerschelmann – heute auch in der Nordkirche ansässig – hat über neun Generationen das Wirken und Walten zwischen Glauben, Macht und bürgerlichem Leben verkörpert. In der amtsKULTUR-Lesung stellte Aschenbrenner die Geschichte der Familie, die Bezüge zum idealtypischen Pfarrhaus von Luther und das Thema Erziehung im Pfarrhaus dar. In der darauffolgenden Podiumsdiskussion, moderiert von Oberkirchenrat Mathias Lenz (Leitung Dezernat Theologie und Publizistik des Landeskirchenamtes) mit dem Autor und Bischof Gothart Magaard, verdeutlichte Magaard, dass das Pfarrhaus als historisches Gebäude auf dem Land auch heute noch immer eine große Rolle spiele. „Das Pfarrhaus bildet heute die ganze Bandbreite der Gesellschaft ab“, so der Bischof.

Die Ausstellung ‚Leben nach Luther. Eine Kulturgeschichte des evangelischen Pfarrhaus‘ ist noch bis zum 30. August 2016 in der St. Nikolai-Kirche, Alter Markt in 24103 Kiel täglich in der Zeit von 10 bis 18 Uhr zu besichtigen.